Körperpsychotherapie bei Ess-Störungen

Unter den Ess-Störungen wird hauptsächlich zwischen Anorexie (Magersucht), Bulimie (Ess-Brech-Sucht) und der Binge-Eating-Störung (Essanfälle ohne Erbrechen) unterschieden. Allen diesen Störungen ist gemeinsam, dass es sich um psychosomatische Erkrankungen handelt und das eigene Körpergefühl und die Wahrnehmung körperlicher Grundbedürfnisse massiv gestört sind. Anorektiker*innen haben sich meist das Hungergefühl völlig abtrainiert, Bulimiker*innen kennen kaum noch das Gefühl von angemessener Sättigung. Bei den meisten Essgestörten besteht entweder eine völlig einseitige Instrumentalisierung des Körpers als ein Objekt eines angestrebten äußeren Ideals oder als sportliche „Fitnessmaschine“, die Leistung und Muskeln bringen soll. Hinzu kommt im Fall von Anorexie meist eine sogenannte Körperschemastörung (Körperbildstörung), d.h. der eigene Körper wird nicht mehr in seinen realen Maßen, sondern sehr viel breiter und dicker, als er tatsächlich ist, wahrgenommen. Im Extremfall kann sich regelrechter Hass auf den Körper entwickeln.

 

Körperpsychotherapie kann hier einen wertvollen Beitrag zum Erlernen eines gesünderen Umgangs mit dem eigenen Körper leisten. Das (Wieder-)Erlernen der Wahrnehmung der körperlichen Bedürfnisse wie Sättigung, Gefühlsausdruck, Berührung, Entspannung, Ruhe, Belebung, angemessene Bewegung usw. bilden dabei einen ersten wichtigen Schritt. Desweiteren werden bestimmte Lebensprobleme und Konflikte oft auf den Körper verlagert, woraus sich dann die Ess-Störung entwickelt, und es geht darum, Schritt für Schritt herauszufinden, wo die eigentliche Ursache des Konfliktes liegt und wie er -– real oder innerlich - angemessen behoben werden kann.

 

Da die Körperpsychotherapie den Körper in Verbindung mit der Psyche im Auge behält, immer ein Wechsel zwischen Körperwahrnehmung und -ausdruck einerseits und kognitivem Verstehen andererseits stattfindet, stellt sie eine sinnvolle Form der therapeutischen Arbeit mit Essgestörten dar. Die Angst vor der Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper ist bei diesem Krankheitsbild besonders hoch, entsprechend vorsichtig und sensibel werden körperbezogene Übungen, Anleitungen zur Selbstwahrnehmung usw. vermittelt. Liegt eine Körperschemastörung vor, kann nach einigen Stunden auch die therapeutisch geleitete Auseinandersetzung mit dem eigenen äußeren Erscheinungsbild mit Hilfe eines Spiegels sinnvoll sein. Dadurch wird ein Gewöhnen an das eigene Aussehen jenseits von Idealvorstellungen und ein liebevollerer Blick auf den eigenen Körper gefördert. Immer steht dabei  die/der Klient*in mit den eigenen Möglichkeiten und Grenzen an erster Stelle.

 

Zur näheren Information über die körperpsychotherapeutischen Methoden lesen Sie bitte die Seite „Psychotherapie“ auf dieser Website.